Seelische Kompromisse und die Essenz der inneren Freiheit
In den letzten Monaten habe ich verstanden, dass ich gar nicht so ehrlich bin, wie ich es immer vorgab zu sein. Wie ich das bemerkt habe? Es ging mir körperlich schlechter, als ich es von mir gewöhnt bin. Mein Körper ist sehr sensibel und mein bester Wegweiser. Er zeigt mir sofort, wenn ich etwas richtig mache, aber auch, wenn ich komplett falsch liege. Meine Muskeln bauten ab, ich war außergewöhnlich erschöpft und gereizt. Das ist für mich untypisch, da ich normalerweise sehr energiereich und von guter Laune gesegnet bin.
Ich spürte, dass es etwas mit meiner inneren Welt zu tun hat.
Aber was genau? Was habe ich falsch gemacht? Wann ist es passiert, und wie finde ich wieder meinen Weg? (Und: Hoffentlich merkt das keiner!!)
An meinen Gedanken und Erkenntnissen der letzten Wochen möchte ich dich teilhaben lassen.
Vielleicht geht es dir auch so: Du hast das Gefühl, ein Doppelleben zu führen. Ein Doppelleben, in dem du deine Seele verrätst. Du weißt es, du fühlst es, und eigentlich ist dir auch klar, dass, wenn es so weitergeht, es nur verlorene Lebenszeit ist.
Ich gebe es zu: Ich gehöre auch zu den Menschen, die vielleicht doch noch irgendwie einen Mittelweg finden wollen – zwischen meiner seelischen Essenz und dem Wunsch, einfach nur „zur normalen Gesellschaft“ dazuzugehören. (Wenn du dich jetzt wunderst, glaube mir: Ich wundere mich auch.)
Privat wissen alle, mit wem sie es zu tun haben: Ich spreche offen über meine Medialität; die Fähigkeit, Informationen über Seelen zu empfangen, und darüber, dass ich Energien lesen kann. Für meine Freunde ist das überhaupt kein Geheimnis, und sie nutzen es gerne für sich. :-)
Aber in der Öffentlichkeit, selbst in meiner Arbeit als Mentorin, zeigte ich nur einen Bruchteil dieser Fähigkeit. Ich deutete es an, aber sobald mehr Informationen gewünscht waren und das Interesse stieg, ruderte ich zurück. Es war mir zu groß. Das Feld war mir zu riesig. Die Verantwortung zu heftig. Denn dann könnte ich vielleicht abgestoßen oder verbannt werden. Oder – das ist für mich persönlich noch schlimmer – ich werde einfach für meine Fähigkeiten belächelt. (Wie schon so oft!)
Ich kämpfte viele Monate mit mir selbst. Der Ruf meiner Seele wurde immer stärker, der Druck immer größer: „Zeig endlich, was du kannst! Zeig endlich, wer du bist!“ Ich erstarrte und versuchte, mich selbst zu beruhigen:
„Die Leute werden es nicht verstehen. Der Wandel kann so nicht kommen. Ich muss doch eine Sprache sprechen, die die anderen verstehen. Ich war doch immer eine Außenseiterin, und jetzt habe ich endlich meinen Platz gefunden. Ich habe Ansehen, ich bin endlich im Mainstream. Und meine Behinderung spielt keine Rolle mehr, dafür habe ich so viele Jahre gekämpft. Ist das nicht endlich schön so, wie es ist?“
Schließlich will man ja eine Brücke sein, Brücken bauen, und man schätzt gewisse Strukturen der Matrix doch. Nicht alles ist schlecht an einem unbewussten Leben, ganz ehrlich. Es hat auch Vorteile, ein Blindfisch zu sein. Wenn ich die Karten auf den Tisch lege, kann ich keine kleinen Spielchen mehr spielen, dann gibt es kein Zurück mehr. Ich zögerte, die Entscheidung hinauszuschieben, und mit der Zeit wurde auch meine Energie zäh wie Kaugummi.
Aber der Weg einer sehr starken Seele kennt kein Erbarmen. Wenn man einmal über diese Schwelle geht, wird man jemand anderes, und man muss seine Seele nicht nur ein bisschen kennen oder sie nur mit dem kleinen Finger berühren – nein. Man muss mit dieser Seele vollständig eins werden. Und alle werden es sehen, alle werden es sehen müssen.
(Ich bin mir sicher, dass viele Menschen das intuitiv spüren und genau deshalb diesen Schritt nicht wagen.)
Ich bin diesen Schritt vor acht Jahren gegangen. Sagen wir besser: Ich wurde ihn gegangen. Durch die Begegnung mit dem Tod habe ich Dinge gesehen und verstanden. Vor mir selbst konnte ich nicht mehr so tun, als wüsste ich all das nicht. Seit diesem Abend gab es ein Versprechen zwischen mir und dem Universum: Ich durfte in meinen Körper zurückkehren, musste mich dafür aber in den Dienst des Höheren stellen. Ich willigte ein. Wir willigten beide ein. Handschlag – los geht’s!
Ich habe diese Absprache jedoch aus einem ziemlich hanebüchenen Grund gebrochen: Ich wollte so sehr endlich einfach nur geliebt, bewundert und angenommen werden – von der „normalen Gesellschaft“. Ich habe meine Seele für die Anerkennung von Menschen verraten, die ich weder kenne noch vielleicht wirklich mögen würde, wenn ich sie kennenlernen würde.
(Über dieses Thema schreibe ich demnächst.)
Also musste ich zurück. Zu dem Punkt, zu dem Ort, an dem es dieses Versprechen gab. „Liebe Seele“, sagte ich, „hier bin ich wieder. Ich habe dich gehört. Ich sehe dich. Ich bin wieder da.“
Wir weinten ein paar Stunden zusammen, hielten uns im Arm und erinnerten uns gegenseitig daran, warum wir überhaupt hier sind:
Ein Leben in Wahrhaftigkeit. Keine spirituellen Kompromisse. Ehrliche Freiheit!
Während ich meinen eben geschriebenen Satz lese, lächle ich stolz und denke: Ja, genau so! Genau so soll mein Leben sein!
Aber was bedeutet das genau? Welche Wege müssen dafür gebaut werden? Wie muss ich sein, um ein Leben mit diesen Werten zu führen?
Ich hoffe, wir sind uns einig:
Ein bisschen meditieren, ein bisschen Kakao trinken, eine Tarot-Karte zum Vollmond ziehen und das Ausräuchern der Wohnung machen noch lange kein spirituelles Leben aus. Es sind Werkzeuge, eine Unterstützung – aber auch nur Gedöns. Denn ohne die innere, wahrhaftige Entscheidung ist es nichts weiter als leerer Konsum.
Nach meinem Empfinden ist ein kompromissloses, mit der Seele vereintes Leben eines, in dem wir nicht mehr über den inneren Kern sprechen, sondern selbst der innere Kern sind.
Wer das schafft, hat nichts zu verbergen und erlebt die vollkommene Freiheit.
Eine Seele - deine und meine Seele - lässt sich nicht veräppeln. Sie will gezeigt werden, sie will gesehen werden. Keine Versteckspiele, keine Kompromisse. Nur wahrhaftige Freiheit.